C2PAT-Partner setzen auf groß-industrielle Lösungen für CO2-Management

Die österreichischen Unternehmen Holcim, Verbund, OMV und Borealis verfolgen die gemeinsame Zielsetzung, aus nicht vermeidbaren CO2-Emissionen kohlenstoffbasierte Produkte herzustellen. Das als Zwischenschritt geplante Projekt der Demonstrationsanlage für C2PAT – Carbon to Product Austria wurde mit Ende 2023 beendet und geht in individuelle Projekte auf groß-industrieller Basis über. Dabei werden die Unternehmen auch künftig in unterschiedlicher Form zusammenarbeiten. Anstelle der projektierten gemeinsamen Versuchsanlage planen die einzelnen Unternehmen für die kommenden Jahre jeweils industriell hochskalierte Anlagen, um der steigenden Nachfrage nach großen Mengen von Kunststoffprodukten auf erneuerbarer Basis entsprechen. 


Die Partnerunternehmen konnten bei der Planung der C2PAT-Demonstrationsanlage wesentliche Erkenntnisse im Kohlenstoff-Management gewinnen und Wege für die Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft aufzeigen. Anstelle der Demonstrationsanlage plant deshalb nun jedes Unternehmen in seinem Bereich industrielle Großanlagen, die langfristig im Sinne einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit mit bestehenden und zusätzlichen Partnern umgesetzt werden können. Der Anspruch, aus abgeschiedenen CO2-Emissionen und grünem Wasserstoff hochwertige Polyolefine zu produzieren und so den Kohlenstoff-Kreislauf zu schließen, bleibt dabei unverändert bestehen. Die räumliche Nähe der ursprünglichen Projektpartner bietet dafür weiterhin eine ideale Voraussetzung für eine ganzheitliche Wertschöpfungskette.

Innovative Lösungen wie der C2PAT-Ansatz werden als Schlüssel zur Klimaneutralität gesehen – insbesondere für Industrien mit schwer vermeidbaren CO2-Emissionen. Sie erfordern aber sowohl einen entsprechenden Rechtsrahmen im CO2-Management als auch die notwendige Finanzierung und eine entsprechende Infrastruktur an grünem Wasserstoff und grüner Energie.

Holcim (vormals Lafarge)

Holcim Österreich plant mit dem Projekt C2PATplus als Grundstein für eine sektorübergreifende, kohlenstoffbasierte Wertschöpfungskette die Errichtung einer CO2-Abscheidungsanlage im Zementwerk Mannersdorf bis 2030. Die Anlage soll jährlich 750.000 Tonnen CO2-Emissionen des Werks abscheiden. Holcim wird dazu die C2PAT GmbH übernehmen und weiterführen. In der Holcim Gruppe sind in Europa aktuell sechs durch den EU-Innovation Fund kofinanzierte Carbon Capture Projekte in Vorbereitung, weltweit sind 50 Projekte in Planung. Holcim investiert bis 2030 zwei Milliarden Schweizer Franken in die Schaffung entsprechender Dekarbonisierungs-Technologien.

Verbund

Grüner Wasserstoff ist einer der drei Eckpfeiler in der VERBUND-Strategie. VERBUND denkt Wasserstoff kurz- und langfristig. Kurz- und mittelfristig soll der Bedarf an grünem Wasserstoff in den Zielmärkten über unterschiedliche lokale Projekte zur Versorgung von Industriepartnern in den Kernmärkten gedeckt werden. Zum Beispiel wird bei Green Ammonia Linz grüner Wasserstoff aus Grünstrom und deionisiertem Wasser in einer industriellen Elektrolyse-Anlage (60MW) erzeugt. Dieser wird bei LAT Nitrogen in Linz eingesetzt, um Düngemittel, Melamin und technischen Stickstoff nachhaltig zu erzeugen. Auch der bei der Elektrolyse entstandene Sauerstoff wird in der Produktion eingesetzt. VERBUND arbeitet langfristig am Aufbau einer umfangreichen Wertschöpfungskette, um große Mengen an grünem Wasserstoff aus benachbarten Regionen zu importieren. Erste Vereinbarungen mit internationalen Partnern wurden bereits abgeschlossen.

OMV

Angetrieben von der hohen Kundennachfrage startete die OMV 2022 das C4CHEM-Programm, das auf die Entwicklung und den Bau einer CCU-Anlage im industriellen Maßstab in der Raffinerie Schwechat abzielt. Die C4CHEM-Anlage wird synthetische Flugkraftstoffe (e-SAF) und synthetische Chemikalien (e-Olefine) herstellen, wobei erneuerbarer Wasserstoff und biogenes CO2 als Ausgangsmaterial verwendet werden. Die endgültige Investitionsentscheidung wird bis 2026 fallen.

Borealis

Borealis treibt die Transformation der Kunststoffindustrie von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft mit Hilfe von CCS/CCU mit mehreren Projekten voran:

  • Pionierarbeit im Bereich Carbon Capture and Use (CCU) hat Borealis gemeinsam mit ON, Lanzatech und Technip geleistet. Die Schweizer Sportmarke On entwickelte im Rahmen dieser Zusammenarbeit Cloudprime, den ersten Schuh, dessen Mittelsohle aus CleanCloud™ EVA-Schaum aus Kohlenstoffemissionen als Rohstoff hergestellt wurde.
  • Seit 2021 ist Borealis Mitglied von Antwerp@C, einer Initiative von Air Liquide, BASF, Borealis, ExxonMobil, INEOS7, TotalEnergies, Fluxys und dem Hafen von Antwerpen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist, die die Bemühungen der Industrie um eine 50-prozentige Reduzierung der CO2- Emissionen im Hafen von Antwerpen, Belgien, bis 2030 durch die Errichtung einer gemeinsamen CO2-Infrastruktur zu unterstützen.

Derzeit arbeitet Borealis zusammen mit der Universität Helsinki, Finnland, sowie mit mehreren anderen akademischen und industriellen Partnern an einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Titel Direkte und reversible CO2-Abscheidung aus der Luft unter Einsatz von Superbasen.  Das auf zwei Jahre angelegte Projekt befasst sich mit der direkten Abscheidung von Kohlendioxid (CO2) aus der Luft und steht an der Schnittstelle zwischen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen.

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Holcim Zementwerk Mannersdorf, Copyright: Holcim Österreich