Mit C2PAT+ zur Klimaneutralität
Die Zementindustrie ist einer der stärksten CO2-Emittenten Österreichs - begründet in unvermeidbaren Emissionen, die aus dem natürlichen Rohstoff Kalkstein freigesetzt werden. An allen Hebeln zur CO2-Einsparung haben wir erfolgreich geforscht und nutzen schon heute Ersatzbrennstoffe, Rohstoffe der Kreislaufwirtschaft, Green Energy sowie Green Mobility.
Um CO2-Neutralität erreichen zu können, setzen wir bei Holcim auf ein großvolumiges Innovationsprojekt, das CO2 in einem Kreislauf führen soll. Mit C2PAT+ schaffen wir es, den EU-Klimazielen und nationalen österreichischen Klimazielen auch in der sogenannten “hard to abate” Industrie zu folgen.
C2PAT+ (Carbon to Product Austria plus) ist die erste Lösung in einem EU-Binnenland, deren Initiative von einem kleinen Mitgliedsland ausgeht. Es ist ein Meilenstein in der Dekarbonisierungsstrategie für Österreich und ein Projekt mit Hebelwirkung, das die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in ganz Zentraleuropa fördern kann.
Bei der Zementproduktion wurden in der Vergangenheit im Schnitt rund 800 kg CO2 je Tonne produziertem Zement freigesetzt. Zwei Drittel der Emissionen entfallen auf den Kalkstein als Rohmaterial für die Zementklinkerproduktion. In Österreich ist es mit Innovation und Kreislaufwirtschaft gelungen, den durchschnittlichen Wert auf rund 500 kg CO2 je produzierter Tonne zu reduzieren. Für die nicht vermeidbaren CO2-Emissionen suchen wir eine Net Zero-Lösung.
Für Österreichs größtes Zementwerk in Mannersdorf plant Holcim Österreich eine adsorptive und kryogene Abscheideanlage, die 95 % der kompletten CO2-Emissionen erfasst und bindet. Insgesamt werden dies 750.000 Tonnen CO2 / Jahr sein, wovon 100.000 Tonnen biogenen Ursprungs sind.
Eine solche Anlage ist ein europäischer Blueprint und bislang in dieser Dimension noch in keinem europäischen Land in Betrieb. Sie kann ein Wegbereiter und Vorbild für die Transformation der gesamten Branche sein.
Der technische Projektpartner Linde GmbH verflüssigt das abgeschiedene CO2 in einer Kombination innovativer PSA-Technologie (Pressure Swing Absorption) mit kryogenem Gastrennverfahren. Aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen würde im ersten Schritt das CO2 durch Railcargo Austria per Zug in einen Speicher von Eni in der Nähe von Ravenna transportiert werden.
Langfristig ist geplant, mit dem CO2 aus dem Zementwerk zusammen mit Wasserstoff durch Synthesetechnologien erneuerbare Olefine und schließlich erneuerbare Polyolefine zu erzeugen. Damit können diese hochwertigen Kunststoffe in Zukunft mit Zement-CO2 als Rohstoff hergestellt werden und fossile, also CO2-intensive Rohstoffe ersetzen.
Bereits seit mehreren Jahren arbeitet Holcim gemeinsam mit Projektpartnern OMV, Borealis und Verbund zu CCUS entlang der kohlenstoffbasierten Wertschöpfungskette und Energieproduktion an der Detailplanung. Jeder Projektpartner:innen treibt nun in seinem Sektor die Projekte zur konkreten Implementierung voran.
Die Nutzung von CO2 (CCU - Carbon Capture Utilisation) ist derzeit aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen nur erschwert möglich. Es braucht die Anpassung des Rechts- und Steuergesetzrahmens für CO2, die eine Nutzung wirtschaftlich ermöglichen.
Während auf europäischer Ebene bereits Off-shore Lösungen zur Lagerung von CO2 vorbereitet und auch gefördert werden, ist im Binnenland Österreich aktuell die Lagerung von CO2 (CCS - Carbon Capture Storage) verboten. Geschaffen werden müssen also jetzt die rechtlichen Rahmenbedingungen, um bis zur technischen- und wirtschaftlichen Machbarkeit das CO2 lagern zu dürfen. Aktuell läuft die rechtliche Bewertung des CCS Gesetzes in Österreich.
Neben dem Bau der entsprechenden Rückgewinnungsanlagen, der Infrastruktur für Transport und Lagerung, braucht es für die Realisierung auch entsprechend verfügbare grüne Energie.
Holcim investiert global zwei Milliarden Schweizer Franken in die Schaffung entsprechender Dekarbonisierungstechnologien. Allein in Österreich erreicht das Projekt C2PAT+ einen Investitionsbedarf von 400 Mio. Euro. Holcim Österreich arbeitet derzeit an Fördermöglichkeiten, um das Projekt zu realisieren. Es stehen für Klimaprojekte Mittel aus nationalen und EU-weiten Förderprogrammen zur Verfügung.
Die grüne Transformation wird mit einer gemeinsamen Anstrengung von Partner:innen entlang der Wertschöpfungskette, mit Unterstützung der Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft Realität werden.
Die Vorlaufzeiten für ein Projekt in dieser Größenordnung sind sehr lange, jedoch weit gediehen. Die Vorbereitungsarbeiten zum Projekt wurden bereits gestartet. Bei Förderzusage seitens einer nationalen Stelle oder der EU wird umgehend mit der Planung der Anlage begonnen. Bis zum Jahr 2030 kann die Anlage dann CO2 für die weitere Verwendung liefern und das Ziel Net Zero realisieren.