Wien Museum

Wie (bau)kulturelle Nachhaltigkeit entsteht: Mit seiner Vielseitigkeit und ästhetischen Ausdruckskraft hat Beton eine zentrale Rolle bei der Renovierung und Erweiterung eines neuen Wahrzeichens von Wien gespielt. 

Die Kraft von Beton im architektonischen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Das Wien Museum ist eines der meistbesuchten Museen der österreichischen Hauptstadt. Die ressourcenschonende und nachhaltige Revitalisierung sowie Erweiterung des denkmalgeschützten Museums am Karlsplatz unterstreicht die herausragende Rolle von Beton als Baustoff. 

Das 1959 eröffnete Historische Museum der Stadt Wien war der erste Museumsneubau der Zweiten Republik. Die umfangreichen Bauarbeiten im Zuge der Sanierung und die Aufstockung haben die Nettonutzfläche des Museums nahezu verdoppelt, von etwa 6.900 auf 12.000 Quadratmeter. 

Besonders beeindruckend ist der imposante Betonkubus, der scheinbar über dem ursprünglichen Gebäude schwebt und dem Karlsplatz eine neue, einzigartige räumliche Qualität verleiht. 

Das architektonische Motiv der vertikalen Erweiterung und das Interagieren mit dem Vorhandenen macht das Museumsgebäude selbst zu einem architektonischen Exponat, das einen respektvollen Umgang mit einem Bestandsgebäude vermittelt.

„Revitalisierung ist das zentrale Zukunftsmodell der Bauwirtschaft. So gelingt es uns, künftig besser mit weniger zu bauen. Beton kann dabei alle seine Vorzüge unter Beweis stellen: die beeindruckende Flexibilität im schwebenden Aufsatzbau, die außergewöhnlich hohe Energieeffizienz und die markante Verwendung des Weißzements für die ästhetisch präzisen Strukturen. Wir freuen uns sehr, Teil dieses auch international viel beachteten Projekts zu sein, das die vielfältigen Möglichkeiten von Beton zukunftsweisend ausgelotet hat“, freut sich Christof Kunesch, Geschäftsführer Holcim Beton (Österreich) GmbH.

Für seine Sanierung und Erweiterung wurde das Wien Museum mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2024 prämiert. Die sechsköpfige Jury aus Expert:innen der Bereiche Architektur und Nachhaltigkeit hob die „höchst komplexe Planung und Umsetzung des gewagten Entwurfs“ von Certov, Winkler + Ruck-Architekten hervor.

 

Fakten zum Wien Museum

  • Schwebegeschoß (1.200 m²) und „hängendes“ Stiegenhaus
  • Nettonutzfläche fast verdoppelt von ca. 6.900 m² auf 12.000 m² 
  • Nachhaltige Erweiterung des denkmalgeschützten Bauwerks
  • Thermische Bauteilaktivierung und Geothermie (30 Erdsonden) 

 

Musterbeispiel des Bauens mit Beton

Eine bedeutende Rolle im gesamten Bauprojekt nimmt der Baustoff Beton ein. „Allein schon das Betreten des neuen Wien Museums ist beeindruckend und es verschlägt einem fast die Sprache. Was den Planenden und Ausführenden hier im Einklang von Architektur und Denkmalschutz gelungen ist, ist weit mehr als eine Generalsanierung. Ich gratuliere allen Beteiligten zu dieser herausragenden Leistung und bewundere den Gestaltungsspielraum des Baustoffs Beton, der bei diesem für die Stadt Wien so wichtigen Gebäude voll ausgeschöpft werden konnte“, sagt Christoph Ressler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton. Die Revitalisierung und Erweiterung wurden nach Plänen der ARGE Certov, Winkler+Ruck Architekten realisiert.

 

Bestandserhaltung und Nachhaltigkeit im Fokus

Im Fokus des Bauprozesses stand die Bewahrung des denkmalgeschützten Originalgebäudes – entworfen von Architekt Oswald Haerdtl und eröffnet im Jahr 1959 – und damit die Einhaltung des Prinzips der Nachhaltigkeit. „Bestandsobjekte unter Berücksichtigung der heutigen Baunormen umzubauen, verursacht eine weitaus geringere CO2-Belastung als ein Neubau. Die Qualität des Siegerentwurfes liegt auch darin, dass die Erweiterungen das bestehende Gebäude möglichst minimal tangierten. Statisch betrachtet schweben die neuen Obergeschosse über dem ursprünglichen Haerdtl-Bau“, unterstreicht Wolfgang Salcher, stellvertretender Landeskonservator für Wien im Bundesdenkmalamt, der die Revitalisierung mit strengem Auge begleitet hat.

Das Ziel der Sanierung und des Zubaus des Wien Museums war es, den ursprünglichen Entwurf von Haerdtl behutsam weiterzuentwickeln. Dabei spielen die aufwendig und präzise gegossenen Betonflächen eine zentrale Rolle, die den massiven Körper des schwebenden Geschosses über dem historischen Bauwerk formen und neues, gemeinsames Ganzes entstehen lassen.

Ein weiteres architektonisches Highlight ist das „hängende“ Stiegenhaus, das das Obergeschoss erschließt und ein wahres Meisterwerk des Betonbaus darstellt. Besonders bemerkenswert ist, dass der gesamte Baukörper ohne sichtbare Stützen im darunterliegenden Fugenbereich auskommt. Die Fassade selbst, als elegante Glaskonstruktion gestaltet, trägt ausschließlich ihr eigenes Gewicht, während das schwebende Geschoss darüber scheinbar mühelos in der Luft zu hängen scheint.

 

Das Geheimnis des Schwebens der Aufstockung liegt in den Baustoffen Beton und Stahl. So trägt und stützt das Materialtalent Beton die enormen Kräfte durch den Innenhof vertikal ins Erdreich ab – eine Meisterleistung des ausführenden Unternehmens. „Mit der einzigartigen Bauweise, die diese Konstruktion erfordert, hat die PORR ihr handwerkliches Können und technisches Know-how unter Beweis gestellt. Die Dimensionen und das Gewicht der eingesetzten Materialien und Geräte haben dabei für den Wiener Hochbau neue Maßstäbe gesetzt“, erklärt Karl-Heinz Strauss, PORR CEO. Der Baustoff Beton trägt außerdem zur umweltfreundlichen Energiewende des neuen Gebäudes wesentlich bei. Dieses wird mittels thermischer Bauteilaktivierung in Kombination mit Geothermie (30 Erdsonden) ganzjährig geheizt und gekühlt.

Neben dem Ortbeton kamen auch hochwertige Betonfertigteile zum Einsatz. Die Bretterschalung für die Betonfertigteile im Schwebegeschoß ließ dreieckige Rillen frei und formte so die vertikale Gratstruktur der Oberfläche. Diese wurde händisch nachbearbeitet, so dass jeder Grat eine eigene handgezeichnete Linie wurde. „Dieses herausfordernde Bauprojekt zeigt eindrucksvoll, welche Rolle der Baustoff Beton und die Fertigteil-Bauweise für das nachhaltige Bauen der Zukunft haben. Kürzere Bauzeiten sowie eine hohe Präzision und Ausführung können auch CO2-Emissionen im Bauprozess wesentlich reduzieren – genau hier liegt das Potenzial von Betonfertigteilen“, erklärt Georg Wieder, Geschäftsführer der Alfred Trepka GmbH.

 

Durch die Revitalisierung und Erweiterung des ursprünglichen Baus sind folgende neue Räume im Wien Museum entstanden:

  • zentrale Halle – das Herzstück des neuen Wien Museums (330 m2)
  • Schwebegeschoß (1.200 m2) in Form eines gigantischen Betonkubus für Sonderausstellungen
  • Fugengeschoß (880 m2) mit Ateliers, Veranstaltungszentrum, multifunktionalem Wien-Raum und Café Bar mit Aussichtsterrasse
  • Plaza – neues Zentrum des östlichen Karlsplatzes mit Gastronomie und konsumfreier Zone
  • Pavillon – Empfangshalle und Eingang, Veranstaltungsraum